Artikel aus dem "ZEITmagazin Leben" vom 13.12.2007

WIE GEHT ES WEITER FÜR...MAGDA KAUFMANN
Sie wird die Menschen zur Kunst bringen

Wer im nächsten Frühling in Berlin einen braunen Wartburg 311 mit cremefarbenem Dach sieht, wird sich zwei Fragen stellen: Was ist das für ein schickes Auto? Und was wollen all die Pop-Art-bunten Bilder von Schweinen darin? Der bis 1965 produzierte Wartburg 311 war der letzte Wagen der DDR, der nicht eine sozialistische Mangelwirtschaft, sondern mit seiner abgerundeten Silhouette dekandente Lebenslust versinnbildlichte. Die Bilder, die man im Wageninneren wird entdecken können, sind Magda Kaufmanns Werke, Öl auf Leinwand, aufgehängt an den Lehnen der Sitze, am Lenkrad, am Armaturenbrett. Ein Auto als Kleinstgalerie.
Magda Kaufmann ist 44 und lebt als freie Malerin in Berlin. Im Sommer 2007 hat sie den Wagen von ihrem Onkel und ihrer Tante geschenkt bekommen, die ihn unter einer Plane hinter ihrem Haus in Schwemsal bei Leipzig aufbewahrten, nicht brauchten, aber auch nicht verschrotten lassen wollten. "Was macht man jetzt mit so einem süßen Auto?", fragte sie sich. Der Nebenjobs leid, mit denen sie sich ihr Leben als Malerin finanzierte, überlegte sie, wie sie das Auto künstlerisch und gleichzeitig lukrativ nutzen könnte. Sie hatte dann die Idee mit dem kunstauto, genauer gesagt, hatte sie gleich drei Ideen. Der Wartburg soll immer wieder für einen Monat irgendwo in der Stadt geparkt werden, vollgepackt mit Kunst, welche die Passanten durch die Fenster betrachten können. In der Zeit daziwschen fährt Magda Kaufmann den Wartburg als Shuttle durch die Stadt, auf einer festen Route mit Haltestellen, zwischen Künstlerwohnungen, Underground-Galerien und Orten, in denen die Kunst als Zwischennnutzung geduldet wird. Die dritte, nicht weit davon abweichende Idee ist die eines Kunsttaxis. Man wird den Wagen unter der Adresse www.kunstauto.de samt Magda Kaufmann mieten können. Die Fahrgäste werden auf den roten Polstern Platz nehmen, sich von Galerie zu Galerie kutschieren lassen und von der Frau hinterm Lenkrad eine kleine Einführung in die Berliner Kunstszene bekommen.
Fritz Schaap